Kaiserliche Träumereien

Da steht sie am Herd, rührt etwas gelangweilt im Topf mit der Erbsensuppe herum, doch ihre Denkfabrik steht nicht still. Schon immer kochte sie gern ihr eigenes Süppchen, obwohl es andere Menschen dann auslöffeln durften.

Während Kaiserin Angelique in ihrer häuslichen Klausur kreativ denkend den Löffel schwingt, geht es im Kaiserreich drunter und drüber. Die Hofschranzen versuchen die Abwesenheit ihrer kaiserlichen Majestät auszunutzen, manche selbsternannte Hoffnungsträger bringen sich ins Gespräch, wogegen andere Höflinge intrigant lauernd erst einmal abwarten was passiert.

Die Erbsensuppe blubbert bereits, als die Kaiserin einen Entschluss fasst. Sie muss dem Volk gerade in schweren Zeiten die Marschrichtung erklären, außer ihr kann das doch keiner der zahlreichen buckelnden Dienerschaft auch nur im Ansatz, die Bevölkerung braucht Führungsstärke! So entwarf sie eine Rede fürs gemeine Volk:

Meine geliebten Untertanen,

betrübt stehe ich vor Euch, weiß ich doch, wir durchleben gerade eine schwere Zeit mannigfaltiger Prüfungen. Ich höre die Hilferufe und kann doch nur mildernd eingreifen, musste ich mich doch selbst auch in Klausur begeben, in der Abgeschiedenheit häuslicher Stille zu denken, zu entscheiden und durchzugreifen. Leicht habe ich es mir dabei nicht gemacht. Man kann sogar frei heraus behaupten, ohne Rücksicht auf meine eigenen Belange übe ich meine kaiserlichen Pflichten aus. Sie wissen doch, es muss erst schlechter werden, damit es besser wird, nicht wahr?

Und ich sage Ihnen, wir, der kaiserliche Hofstaat, wir werden alles tun was in unserer Macht steht, um diese Krise zu bekämpfen. Nur ist es damit getan? Nein, ist es nicht. Es kommt auch die Zeit danach. Genau hier bedarf es kluger Entscheidungen. Aus diesem Grund habe ich mich, fernab von jeglicher Rücksichtnahme auf mein eigenes Wohlbefinden entschlossen, weitere vier Jahre als Regent zur Verfügung zu stehen. Unser aller geliebtes Kaiserreich Absurdistan braucht mich!!! Ihr braucht mich!!!

Liebste Untertanen, lasst die Köpfe nicht hängen, ich bin bei Euch alle Tage, und wandelten wir auch im finstren Tal, sehen wir doch durch mich das Licht am Ende des Tunnels: Wir schaffen das!!!

Triumphierend schwang die Kaiserin den Kochlöffel, ergriffen von der eigenen Rede. Das Volk wird sicherlich toben vor Begeisterung, Zurufe, Blumensträuße werden geworfen, ein einziger Ruf geht durch die Menge: Angelique, Angelique …, dann passiert das Unglaubliche. Alle, wirklich alle Untertanen fallen auf die Knie vor ihrer kaiserlichen Hoheit, bereit den Segen der nächsten vier Jahre zu empfangen.

Ein bekannter Sänger des Landes beginnt ergriffen ein Lied zu singen, freudig stimmt das Volk mit ein:

Aus der Krise auferstanden,

haben wir dazu gelernt.

Weil das Glück wir endlich fanden,

Krisen wurden klug entfernt.

Kaiserreich soll ewig bleiben,

Angelique für Zukunftsglück.

Ja wir mögen sie gut leiden

Und es führt kein Weg zurück.

Exakt in diesem Moment klingelte der Wecker, dann das Telefon. Die Kaiserin hatte nur geträumt, doch sind Träume wirklich immer nur Schäume???

Veröffentlicht von:

Ulli Zauner

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