Die Sache mit dem Sofa

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Die ganze Welt stand Kopf, als eine Dame von Welt…nee, ist ja falsch, also als eine Dame von der EU bei ihrem Besuch in der Türkei einen Platz auf dem Sofa angeboten bekam. Empörung überall, es gab sogar die Behauptung, dies sei eine Provokation, eine Schikane, eine Beleidigung wie sie schlimmer nicht sein kann.
Im türkischen Außenministerium glühten die Drähte. Hektisch wurde telefoniert, was hat man denn nun falsch gemacht? Das Sofa war neu, edle Ausführung, Wohlfühlfaktor der höchsten Güte und die Welt regt sich darüber auf. Wie konnte das denn so passieren? Die berühmte orientalische Gastlichkeit wurde gelebt, doch die Welt schimpft völlig unangemessen herum.
Das Unverständnis wuchs, bis sich plötzlich abzeichnete, es handelte sich um ein sehr, sehr bedauerliches Mißverständnis.
Wie bei hohen Besuchen üblich, wird vorgearbeitet. Die Geheimdienste liefern Analysen darüber, wie man dem Gast eine angenehme Atmosphäre bereiten kann. Was schätzt der Gast, was liebt er, werden die Gespräche geduldig geführt, ist ein freundschaftlicher Umgang miteinander der Sache dienlich oder doch lieber kurz und bündig knallharte Fakten auf den Tisch?
Genau an diesem Punkt ereignete sich nun ein peinlicher Fehler. Wie es nun passiert ist, verbleibt im Dunkeln, jedoch war man guten Willens u.a. die oft gepriesene Religionsfreiheit in der Türkei zur Schau zu stellen. Eben durch jenen Fehler war man zu der Ansicht gelangt, die Dame wäre Mitglied bei den Zeugen des Sofas, einer nicht unbekannten Sekte.
So konnte es nicht ausbleiben, sie zu ehren, indem man nur für sie einen Platz auf dem Sofa reservierte. Eine Geste von Hochachtung vor dem Gast, natürlich auch ein Gebot absoluter Höflichkeit.
Später, viel später, genau genommen zuuu spät bemerkte man jenen fatalen Irrtum.
Als Zeichen der Zerknirschung, als auch der Wiedergutmachung, schickte man sofort eine Lieferung feinsten Knoblauchs nach Brüssel. Leider kam als Antwort sporadisch ein: Das stinkt uns …
Türkischer Honig vielleicht? Honig ums Maul schmieren, wie der Volksmund sagt? Abgelehnt! Was denn nun? Eventuell gemeinsam eine Wasserpfeife rauchen? So wie früher die Indianer Friedenspfeifen rauchten? Madame ist überzeugte Nichtraucherin, antwortete Brüssel. Also ein weiterer Satz mit X, war wohl nix.
Wir merken schon: Ein paar unbedeutende Details stören den lange ersehnten Beitritt in die EU weiterhin.
Es ist übrigens ein dummes Gerücht, dass ein bekanntes Möbelhaus alle Sofas aus dem Programm genommen hat, nur um auch jeglichem Hauch einer möglichen Beleidigung zu entgehen. Mal Hand auf´s Herz: Wer traut sich jetzt noch einem Gast den Platz auf dem Sofa anzubieten??? Maximal für die Schwiegermutter …

Veröffentlicht von:

Ulli Zauner

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