Anforderungen an Kennzahlen – Lernen aus der 7-Tage-Inzidenz

Die 7-Tage-Inzidenz ist mittlerweile eine Kennzahl, über die ebenso regelmäßig berichtet wird wie über das Wetter. Aus ihr lassen sich 5 Erkenntnisse ableiten und auf Kennzahlen im unternehmerischen Kontext anwenden.

In der Analyse der COVID-19-Pandemie ist die 7-Tage-Inzidenz zu einer wichtigen Kennzahl geworden. Auch im unternehmerischen Kontext sind Kennzahlen relevant, z. B. für die Strategieplanung, in der Konkurrenzanalyse oder als allgemeine Vergleichsgrößen auf betriebswirtschaftlicher Ebene. Aus der 7-Tage-Inzidenz lassen sich Erkenntnisse gewinnen, die auf Unternehmen übertragen werden können.

1. Auswahl und Anzahl von Kennzahlen
An der 7-Tages-Inzidenz zeigt sich, wie schwierig Maßnahmen auf Grundlage nur eines einzigen Zahlenwerts zu rechtfertigen sind. Es bedarf eines Sets von Kennzahlen, die wesentliche Einflussfaktoren für unternehmerische Entscheidungen abbilden. Entscheidungen von CEOs basieren daher stets auf mehr als nur einer Kennzahl. Andererseits gibt es in Unternehmen oft auch zu viele Kennzahlen, die Entscheider*innen den Blick auf das Wesentliche erschweren. Aus der 7-Tages-Inzidenz können wir lernen, dass es auf den goldenen Mittelweg ankommt.

2. Vergleichbarkeit
Im Verlauf der Pandemie wurde es immer wichtiger, Infektionsgeschehen verschiedener Regionen und auch Länder miteinander zu vergleichen – daher wurde die Zahl der Infektionen ins Verhältnis zur Zahl der Einwohner*innen gesetzt. Dieses Vorgehen gilt auch für Unternehmen: Nur im Verhältnis – z. B. zur Konkurrenz oder zu anderen Standorten – können Kennzahlen ausgewertet und Schritte eingeleitet werden. Außerdem erlaubt eine solche Kennzahl auch einen Vergleich unterschiedlicher Player, das Start-up kann sich so mit dem DAX-Konzern vergleichen. Das Verbinden eines bloßen Kennzahlenwerts mit einer Bezugsgröße macht aus der Kennzahl einen Key-Performance-Indikator (KPI). Tatsächlich analysiert eine Topmanager*in also keine Kennzahlen, sondern KPIs. Erst sie ist eine geeignete Grundlage für wirtschaftliche und soziale Entscheidungen.

3. Normierung
Vergleichbarkeit ist ebenfalls wichtig, wenn es darum geht, eine Entwicklung bis zum aktuellen Zeitpunkt zu beurteilen oder Zukunftsprognosen zu erstellen. Die 7-Tages-Inzidenz zeigt hierbei ein Problem auf: Die Entwicklung neuer Tests oder die Effekte der laufenden Impfkampagne ändern das Umfeld der Kennzahl und führen zu einer nur bedingten Vergleichbarkeit. Unternehmen betrifft dies ebenso: Über längere Zeiträume führen z. B. Währungsschwankungen oder Inflationseffekte zu Verzerrungen. Hier ist bei unternehmerischen Kennzahlensystemen eine Normierung erforderlich, um Daten zu bereinigen.

4. Gewichtung
Die 7-Tages-Inzidenz unterscheidet nicht zwischen mehr und weniger gefährdeten Bevölkerungsgruppen. Eine Gewichtung, d. h. die Multiplikation der Zahlen mit einem Gewichtungsfaktor, schafft hingegen Fokus. Am Beispiel der künstlichen Intelligenz (KI) wird die Relevanz der Gewichtung deutlich. Künstliche neuronale Netzwerke nutzen eine Technik, die sich auch auf Kennzahlen anwenden lässt, die sich aus mehreren Einzelwerten zusammensetzen. Maschinelles Lernen beruht auf dem Prinzip, in Informationen komplexe Korrelationen zu finden. Dabei werden Gewichtungsfaktoren verwendet, um wesentliche Signale zu verstärken und unwesentliche Signale zu reduzieren oder auszublenden. Gewichtung ist daher ein geeignetes Mittel, um auch im unternehmerischen Kontext die Identifikation von Korrelationen zu erleichtern und daraus Erkenntnisse zu gewinnen.

5. Versionierung
Selbst bei Anwendung der Gewichtung ist allerdings Flexibilität gefragt, da Prioritäten sich ändern können. Um Kennzahlen aussagekräftig zu interpretieren, ist deshalb immer ihre Grundlage mitzubetrachten. Bei der 7-Tages-Inzidenz wäre dies z. B. die Zahl der bereits geimpften Personen. Diese ändert sich jedoch ständig. Die Lösung des Problems liegt in der Versionierung. In Unternehmen kommt dieser Fall immer wieder vor: Eine Absatzplanung wird z. B. unterjährig angepasst oder der Vertrieb erhält neue Ziele. Der Vorteil der Versionierung ist, dass die eigentlichen Werte nicht verändert werden müssen, sondern nur die Gewichtungsfaktoren. Es kann also bei den gesetzten Schwellenwerten bleiben. Die Versionierung hat noch weitere Vorteile. Sie erlaubt z. B. das Berechnen unterschiedlicher Szenarien, sodass alternative zukünftige Verläufe antizipiert werden können.

Ãœber den Autor:
Achim Röhe ist Geschäftsführer der ReqPOOL Deutschland GmbH in Berlin. Er ist langjährig als Berater und Projektleiter im Bereich Analyse und Optimierung von IT-Prozessen und -systemen tätig mit dem Schwerpunkt auf Fragestellungen rund um Information Design, künstliche Intelligenz und digitale Business Transformation.

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