Grüne Null: Wien Energie legt Klimaschutz-Fahrplan bis 2040 vor

Klimaschutz ist die größte Aufgabe der Zeit. Sein Erfolg wird sich vor allem in den Städten entscheiden, in denen in wenigen Jahren 60 Prozent der Weltbevölkerung leben werden. Wien will bereits bis 2040 klimaneutral sein. Wie der Weg zu diesem ambitionierten Ziel konkret aussehen kann, zeigt eine neue Studie des internationalen Wirtschaftsberatungsunternehmens Compass Lexecon, das im Auftrag von Wien Energie Szenarien für ein klimaneutrales Wien 2040 erstellt hat. Zentrales Ergebnis: Der größte Hebel zur Dekarbonisierung, also der Umbau des Energiesystems auf erneuerbare Energiequellen und Reduktion der Treibhausgase, liegt in der Wärmeversorgung und in der Mobilität. Der Strombedarf der Stadt wird in den nächsten zwanzig Jahren massiv steigen.

„Die Auswirkungen der Klimakrise sind für uns alle bereits deutlich spürbar. Die Sommer werden heißer, die Wetterextreme nehmen zu. Umso wichtiger ist es, dass wir uns mit der Klimaneutralität bis 2040 ein klares Ziel gesetzt haben. Als Klimamusterstadt sorgt Wien schon heute mit vielen Maßnahmen für ein besseres Klima für alle Wienerinnen und Wiener. Um unsere Lebensqualität zu sichern, müssen wir aber vor allem in den Bereichen Strom, Wärme und Mobilität anpacken. Die Zukunftsstudie zeigt uns den Weg zur Klimaneutralität der Wien Energie. Das ist ein wesentlicher Schritt für die Zukunft unserer Stadt“, so Peter Hanke, Stadtrat für Wirtschaft, Finanzen und Wiener Stadtwerke anlässlich der Studienpräsentation.

Für Wien Energie liegt mit der Zukunftsstudie ein klarer Fahrplan und Auftrag vor. „Wir als Wien Energie können und wollen einen maßgeblichen Beitrag zur Reduktion der Treibhausgase leisten. Wir machen Wien Energie bis 2040 klimaneutral – das ist unser Beitrag für eine dekarbonisierte Stadt 2040. Bereits bis 2030 wollen wir unsere eigenen Emissionen um ein Drittel im Vergleich zu 2019 senken. Das ist der Kern unserer neuen Nachhaltigkeitsstrategie“, erklärt Michael Strebl, Vorsitzender der Wien Energie-Geschäftsführung.

Raus aus Gas: Fernwärme und alternative Wärme-Lösungen lösen Gas-Heizungen ab
Von allen analysierten Bereichen sieht die Studie im Wärme-Sektor den größten Hebel, aber auch die größte Herausforderung. „Die Dekarbonisierung ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Umso entscheidender ist die Wärmewende für einen erfolgreichen Klimaschutz. Aber auch die Wärmewende braucht einen Systemwechsel – weg von Erdgas, hin zu erneuerbaren Energiequellen. Diesen Weg hat Wien eingeschlagen“, so Josef Taucher, Klubvorsitzender und Energiesprecher der SPÖ Wien. Im Szenario Klimaneutral 2040 wird 56 Prozent des Wärmebedarfs in Wien über die Fernwärme abgedeckt. Geothermie und Großwärmepumpen werden dabei mehr als die Hälfte der Fernwärme produzieren, der Anteil an Heizkraftwerken geht massiv zurück. Während die Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen heute rund 52 Prozent der Wärme-Produktion ausmachen, liegt ihr Anteil 2040 nur mehr bei 13 Prozent. Ab den 2030er Jahren werden diese zunehmend mit Grünem Gas betrieben und erreichen so bis 2040 Null-Emissionen. Der übrige Teil wird im Wesentlichen durch die Müllverbrennungsanlagen und Abwärme aus der Industrie abgedeckt.

„Das Wiener Fernwärmesystem zählt heute schon zu den Vorreiter-Modellen Europas und den umweltfreundlichsten Heizformen. Bis 2040 gibt es aber noch viel zu tun: Ganz konkret beginnen wir noch in diesem Jahr mit der Errichtung der leistungsstärksten Großwärmepumpe Europas, die die Abwärme aus der Kläranlage in Simmering nutzen wird. Damit werden wir in der ersten Ausbaustufe 2023 mehr als 27.500 Haushalte CO2-frei versorgen können. Bis 2030 wollen wir außerdem Wärme für 125.000 Haushalte mit Geothermie erzeugen, unsere Forschungsarbeiten sind hier in den Endzügen“, zeigt Strebl die nächsten Schritte auf.

„Neben deutlich stärkerem Ausbau der Fernwärme werden laut Studie 2040 in großem Umfang auch Wärmepumpen, Anergienetze und individuelle Quartierslösungen zum Einsatz kommen“, skizziert Stefan Gara, Energiesprecher der NEOS Wien die klimaneutrale Wärmewende. Neben den technischen Herausforderungen, die im ersten Schritt eine Umstellung von Individual- auf Zentralheizungen erfordern, zeigt die Studie auch den Bedarf an erheblichen Handwerkskapazitäten auf. Während der Hochphase der Umrüstungen in den 2030er Jahren müssen pro Jahr etwa 1.500 Gebäude auf Wärmepumpen umgerüstet werden. Dies stellt jedoch auch eine Chance für die regionale Wiener Wertschöpfung und den Wiener Arbeitsmarkt dar.

„Gemeinsam mit Wiener Wohnen schauen wir uns aktuell an, wie konkret der Umstieg im Gemeindebau gelingen kann. Wir sind außerdem mit Bauträgern und Gebäudeeigentümern im Austausch, um gemeinsam an Quartierslösungen zu arbeiten. Der neue Stadtteil Village im Dritten ist so ein Beispiel, wo wir mit einem Anergienetz und Tiefensonden ein Energiesystem der Zukunft bauen“, so Strebl.

Verschiebung bei Energieverbrauch: Wärmebedarf nimmt ab, Strombedarf massiv zu
Neben der Wärme ist auch im Sektor Mobilität auf dem Weg zur Dekarbonisierung eine weitere Elektrifizierung notwendig. Laut Studie ist durch den Hochlauf der Elektromobilität ist dieser Sektor sogar der stärkste Treiber des zusätzlichen Strombedarfs. Der Stromendenergiebedarf für Mobilität wird 2040 bei 3,15 Terawattstunden liegen und sich damit im Vergleich zu heute versiebenfachen. Insbesondere diese Faktoren, aber auch der Sektor Klimatisierung, sorgen dafür, dass der Strombedarf in Wien bis 2040 um 65 Prozent auf rund 15,7 Terawattstunden steigen wird. Gleichzeitig reduziert sich die Stromproduktion im Stadtgebiet Wien aufgrund des Wegfalls von thermischen Kraftwerken und begrenzter erneuerbarer Potentiale in Wien. Der Wärmebedarf hingegen nimmt – trotz Bevölkerungswachstums – durch Effekte der Sanierung und des Klimawandels um 18 Prozent ab. Insgesamt sinkt der Endenergiebedarf Wiens bis 2040 deutlich um rund 27 Prozent.

„Der Ausbau von erneuerbarer Stromproduktion wird ein gemeinsamer Kraftakt. Das wird uns nur gelingen, wenn alle an einem Strang ziehen – Länder, Behörden, Wirtschaft und Industrie. Wir werden jede Kilowattstunde brauchen wie einen Bissen Brot“, betont Strebl. Im Wiener Stadtgebiet ist die Nutzung von Sonnenenergie die am besten geeignete Erzeugungsform. „Wien Energie ist heute schon Österreichs größter Photovoltaik-Betreiber. Mit 300 Anlagen und mehr als 80 Megawatt versorgen wir aktuell rund 35.000 Haushalte mit Sonnenstrom. Bis 2030 werden wir diese Leistung auf mindestens 600 Megawatt ausbauen.“

Dekarbonisierung erfordert Milliarden-Investitionen
Laut Compass Lexecon-Studie liegen die volkswirtschaftlichen Gesamtinvestitionen für die betrachteten Maßnahmen zur Dekarbonisierung in den Sektoren Stromerzeugung, Wärme und Mobilität bis 2040 bei insgesamt 21,2 Milliarden Euro. Der größte Teil davon fällt auf den Sektor Wärme inklusive Sanierungen. Als Erfolgsfaktoren für den Umstieg nennt die Studie deshalb besonders Anreizsysteme und sozial-verträgliche Kostentragung. An solchen Rahmenbedingungen wird etwa aktuell auf europäischer Ebene im Rahmen des „Fit for 55“-Pakets gearbeitet.

Wien Energie investiert bis 2026 1,2 Milliarden Euro in den Umbau des Energiesystems, eine Klimamilliarde für Wien. Rund 400 Millionen sind dabei für den Ausbau erneuerbaren Stromproduktion reserviert. Für die Wärmewende nimmt Wien Energie ebenfalls 400 Millionen Euro in die Hand, 200 Millionen gehen in Digitalisierung, Innovation und E-Mobilität und rund 250 Millionen in Versorgungssicherheit.

Studie zum Download: https://positionen.wienenergie.at/studien/decarb-studie/

Bildmaterial und Infografik: https://bit.ly/30dwD64

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Auslandsbüro der Stadt Wien in Berlin/EurocommPR

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