Die Frage aller Fragen mal anders

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Gelegentlich liest man in der Presse von Perverslingen, die mit einer Minikamera den Frauen unter den Rock sehen. Eine Straftat und absolut verabscheuungswürdig, kein Zweifel! Aber: Gilt das immer und überall? Genau hier gab es einen Präzedenzfall.

John Yearwood aus Schottland war zu Besuch in Deutschland. Vor vielen, vielen Jahren war er einmal in Gütersloh stationiert und nun wollte er als Pensionär nochmals gerne zurück, alten Erinnerungen nachhängen. So begann das tragische Erlebnis …

Festlich gekleidet, stilgerecht in einem Kilt, entstieg John dem Flieger. Der Wind machte ihm etwas zu schaffen, weshalb er mit der linken Hand seinen Rock etwas nach unten drückte. Natürlich zog er damit noch mehr Blicke auf sich. Dem einen oder anderem Zuschauer entlockte das die Erinnerung altbekannter Fragen wie: Was tragen die eigentlich unter dem Rock? Nunmehr durch die veränderten Zeiten auch unter dem modischen Aspekt: Nicht einfach nur Fragen ob er nun etwas darunter trägt oder nicht, sondern auch so verwegene Fragen wie: Tanga, falls es das in spezieller Aufmachung für Männer so gibt, Boxer-Shorts, String oder geht das anatomisch nicht? Vielleicht sogar, man kennt doch seine Vorlieben nicht, also vielleicht auch Strapse …?

Fragen, über Fragen und die Sensationsreporterin Elina, welche zufällig in der Nähe stand, wollte das nun ein für allemal klären. Recht unauffällig entnahm sie ihrer Fototasche eine besonders kleine Minikamera, schraubte ein Teleskop-Stativ an die Cam und … also ich möchte diese verwerfliche Tat nicht deutlicher beschreiben, man kann es sich schon vorstellen.

Dumm gelaufen, muss man nun mal sagen, weil ein Security-Mann diesen Frevel bemerkte und energisch einschritt. Zuerst beschlagnahmte er die Kamera, dann rief er die Polizei herbei, die Sache nahm ihren Verlauf.

Wenige Wochen später bekam Elina eine Einladung vom Amtsgericht. Verletzung des Intimbereichs durch Bildaufnahmen, so lautete die Anklage. Elinas Anwalt war empört. Es wäre hier ausschließlich um eine allgemeine Klärung jener bekannten Frage gegangen. Der Anwalt von John hingegen verlangte von Elina Lizenzgebühren. Mit ihren Aufnahmen, die sie vielleicht später im Web angeboten hätte, wären sicherlich zahlreiche Frauen auf gewisse Ideen gekommen, der arme John Yearwood müsste dann mit ständigen Belästigungen rechnen. Zwar verständlich, wie der Anwalt ausführte, doch nur gegen angemessene Gebühr!

Da polterte Elina´s Anwalt los: „Ohne detalliert die gefilmte Szenerie zu beschreiben, wäre hier wohl eher eine Entschädigung für Elina angebracht. Seit diesem Anblick leidet sie unter Albträumen, abgelöst durch gelegentlich Mitleidsattacken, und nicht zu vergessen, sie wurde doch provoziert!“
Der Richter fragte nach Art der Provokation. „Na, so wie der in seinem Mini-Rock die Gangway herab tänzelte … und dann diese Enttäuschung.“ Elina begann zu weinen.

Hierbei offenbarte sich dann die Tragik innerhalb der Justiz. Wie der Richter ausführte, gäbe es noch keine Rechtsprechung zum berüchtigen Upskirt bei Männern. Die sei nur durch Männer bei Frauen bekannt, womit eine vollkommen geänderte Rechtslage vorliegt. Er verwies an das Verfassungsgericht.

Verwirrt das allgemein schon, so wurde es nur noch verwunderlicher durch eine Gruppe von Frauenrechtlerinnen. Plakate schwingend liefern die vor dem Amtsgericht auf und ab. Gleichberechtigung total! Wir fordern Einsichtnahme! Schlimmer war eine Reporterin, die John Yearwood auf die Pelle rückte: „Was haben Sie zu verbergen?“

Die Sache verursachte viel Beachtung in den Medien. Eine nicht unbekannte Entertainerin us Kölle am Ring kommentierte das abschließend so: „Der und singe Jedöns, nee Alter, wattene Stuss. De Kamera hatte nichma en Verjrößerungsdinges dabei. Soone driss! Hätt de nu odder doch nich?“
Das war übrigens der Startschuss für einen Retro-Song: So schön kann doch kein Mann sein …

Veröffentlicht von:

Ulli Zauner

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