Heizung aus, Palau ruft!

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Jawohl, das ist mein geschätzter Ernst. Meine Wohnung kann im Winter ruhig kalt sein, ich bleibe diese unschönen Monate auf Palau. Zugegeben, man muss sich dort ein wenig einschränken, kein Schickimicki, doch für eine gute Umwelt sollte unsereins keine Anstrengung zu hoch sein. Allerdings setze ich noch einen drauf: Ich werde ein Abnehmkampagne auf den Nachbarinseln ins Leben rufen. Viele der Einwohner dort sind recht übergewichtig, was den Verdrängungsfaktor begünstigt, womit der Meerwasserspiegel die Insel zu überfluten droht. Ja, geben wir es zu, eindeutig von Menschen gemacht.
Momentan bereite ich einen Antrag auf Stütze vor. Unsere Politiker sagten doch kürzlich, sie wollen uns helfen. Nun, ich greife zur Selbsthilfe, da ist es nur gerecht, wenn man mir die Flugkosten erstattet und vielleicht einen bescheidenen fünfstelligen Klimaretterbonus monatlich ausbezahlt. Man bedenke, ich mache das ausschließlich für das Klima, nicht für mich. Ich mag nämlich kein warmes, kristallklares Meerwasser, keine weißen Puderzuckerstrände die des Nachts von Schildkröten zur Eiablage genutzt werden. Auch das schöne Wetter verabscheue ich total. Werde aber alles tapfer ertragen, wenn ich nur die Welt damit retten kann. Ein Opfer, welches mir wirklich nicht leichtfällt, doch sei es drum!
Vielleicht sollte ich den Flugdienst der Bundesregierung mal befragen. Die kennen sich dort aus, denn wenn die mal in Indonesien sind, fliegen sie auch schon mal ein Stückchen weiter nach Palau. Ist bestimmt auch billiger als mit Linie. Aktuell mache ich bereits Sprachübungen. Die Einheimischen wollen sicherlich wissen was ich dort will. Daher ist folgender Satz ganz wichtig in der Landessprache zu erlernen: Ich möchte Ihre Insel für den Winteraufenthalt verenden, äh verwenden, wollte ich sagen. Wie komme ich nur auf verenden? Ein guter Bekannter, der schon dort ist, schrieb mir eben per E-Mail, man singt dort neuerdings Schlager auf Deutsch! Donnerwetter, hätte ich nicht gedacht, nicht einmal im Suff. Er schrieb mir den Refrain des beliebtesten Hits:
                                                          Annalehnchen am Strand,
                                                        Spuren schwanden im Sand,
                                                        von der Flut mitgenommen,
                                                                   lula lula lu lei …
Klingt tatsächlich recht melodisch. Hat was, wirklich. Hinzu kommt, zu Abend am Lagerfeuer erzählt man sich die Mär von einer in wallende grüne Gewänder gehüllten Frau, die urplötzlich auftauchte, alles auf den Kopf stellte, danach wieder spurlos verschwand. Man vermutet, sie kam aus dem Abendland, genau weiß man es allerdings nicht.
Sie hat sogar eine sehr schöne Ansprache vom Blatt abgelesen. War leider nicht immer zu verstehen, weil sie es in Englisch tat und offenbar bereitete ihr das erhebliche Mühe. Wir wollen jetzt bitte nicht zu streng sein!
Zurück zu mir und meinen Plänen. Selbstverständlich bleibt es nicht bei einem Antrag auf Kostenübernahme, nein, zugleich füge ich eine Bittschrift hinzu. Als braver deutscher Bürger bitte ich nun um die Einführung eines Klima-Solis, eines Hochzeits-Solis (falls wieder einmal ein Politiker auf einer Insel heiraten sollte. Bedingung nun: Prinzeninsel, Plöner See, Sylt ist sicherheitstechnisch out), Universal-Soli muss auch noch sein, Sprit-Soli, Restaurant-Soli (damit wirken Sie dem Kneipensterben entgegen) und eine Änderung der Tierhaltungssteuer. Viele Bürger haben im Verlauf ihres Lebens schon mal vorübergehend Tiere besessen. Dabei muss es unerheblich sein, ob es sich um Flöhe, Kopfläuse, Filzläuse oder Zecken handelt. Das war bisher steuerfrei! Total ungerecht gegenüber den Hundehaltern, die zahlten schon immer. Jawohl, liebe Bundesregierung, wir sollten mehr Abgaben wagen. Vielleicht könnten wir dann auch gleich noch eine bescheidene Diätenerhöhung von maximal 2000 Euro pro Monat mit einbauen. Der Bürger zahlt das gerne, weil Sie doch immer so liebevoll ihre Fürsorge walten lassen.
Zu gerne hätte ich nun viel, viel ausführlicher dazu geschrieben. Muss aber zu meinem Bedauern feststellen, bald ist Winter und da möchte ich alles geregelt haben. Wenn ich dann am Strand von Palau liege, singe ich das alte deutsche Winterlied:
                                               Schneeglöckchen, Weißröckchen,
                                                      komm ruhig geschneit.
                                         Ich liege im Warmen, für Dich ist´s zu weit.
Palau, Helau!!!

Veröffentlicht von:

Ulli Zauner

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