Gehirntumor: Anti-Epileptikum vielversprechend & verträglich

Vorteile der operationsbegleitenden Unterstützung durch bewährten Wirkstoff an der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften belegt

 

St. Pölten/Krems, Österreich, 7. September 2022: Bei Verabreichung des Anti-Epileptikums Levetiracetam (LEV) im Zuge einer Operation zur Tumorentfernung bleiben die kognitiven Fähigkeiten vor und nach der Operation erhalten und der Wirkstoff ist gut verträglich. Das sind die Resultate einer umfangreichen Studie am Universitätsklinikum St. Pölten, Lehr- und Forschungsstandort der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften (KL Krems). Darin wurden die kognitiven Funktionen der Patientinnen und Patienten, deren Lebensqualität sowie die Nebenwirkungen zu definierten Zeitpunkten vor und nach der Tumor-Operation („perioperativ“) ermittelt. Es zeigte sich, dass weder die kognitiven Fähigkeiten noch die Lebensqualität durch die Gabe von LEV beeinträchtigt wurden und die Nebenwirkungen im zu erwartenden Bereich gering bis moderat waren. Auch die untersuchten Blutwerte bewegten sich im Normalbereich. Für die behandelnden Klinikerinnen und Kliniker bestätigen diese vielversprechenden Ergebnisse die praktische Vorgehensweise.

 

Hirntumor-Betroffene entwickeln während bzw. einige Tage nach der Operation manchmal epileptische Krampfanfälle. Dies ist mit einem längeren Krankenhausaufenthalt, einer geringeren Lebensqualität sowie einem erhöhten Risiko für Epilepsie verbunden. Bis zu 10% sind von derartigen Krampfanfällen betroffen. Dennoch wird die vorbeugende perioperative Verabreichung von Anti-Epileptika (AE) – auch wegen der möglicherweise ungünstigen Nebenwirkungen unter anderem auf die kognitiven Fähigkeiten der Patientinnen und Patienten – kontrovers diskutiert.

 

Neuere Generation

Mit Levetiracetam (LEV) ist ein Wirkstoff der neueren Generation verfügbar, der ein günstigeres Wirk- und Nebenwirkungsprofil aufweist als ältere Präparate. Mag. Elias Konrath, Doktorand an der Klinischen Abteilung für Neurologie des Universitätsklinikums St. Pölten und sein Team haben nun gemeinsam mit Forschenden der Universitätsklinik für Neurochirurgie in St. Pölten, erstmals in einer prospektiven, mehrjährigen, klinischen Studie untersucht, wie sich dieser Wirkstoff in der perioperativen Phase auf die kognitive Leistungsfähigkeit auswirkt. „Unsere Patientinnen und Patienten müssen oft schon allein durch ihre Tumorerkrankung Einbußen ihrer kognitiven Funktionen und damit ihrer Lebensqualität hinnehmen“, so Konrath. „Deshalb ist es uns umso wichtiger, dass wir weitere negative Effekte durch Anti-Epileptika ausschließen und den Patientinnen und Patienten versichern können, dass ihre kognitive Leistungsfähigkeit auf jeden Fall erhalten bleibt.“

 

Neue Einsichten

Von 2016 bis 2020 nahm das Forschungsteam an den Klinischen Abteilungen für Neurologie und für Neurochirurgie des Universitätsklinikums St. Pölten insgesamt 43 Patientinnen und Patienten, die mit einem primären Gehirntumor zu einem geplanten chirurgischen Eingriff vorstellig wurden, in die Studie auf. Über einen Zeitraum von 25 Tagen wurden an vier definierten Zeitpunkten vor und nach der Operation folgende Untersuchungen durchgeführt: Neuropsychologische Testungen, Fragebögen zur Lebensqualität, Angaben zu den Nebenwirkungen sowie die Ermittlung verschiedener Blutwerte. Die 43 Betroffenen absolvierten dabei insgesamt 141 neuropsychologische Tests. Als neuropsychologisches Screening-Instrument wurde der „NeuroCogFX-Test” eingesetzt, der einen guten Kompromiss zwischen der zumutbaren Testdauer und der Bandbreite an untersuchten kognitiven Bereichen darstellt. So konnte sich das Forschungsteam ein Bild über vier kognitive Domänen (Aufmerksamkeit, Arbeitsgedächtnis, Gedächtnis und Sprache) verschaffen.

 

Neue Erkenntnisse

Es zeigte sich, dass die perioperative Gabe von LEV keinerlei nachteiligen Effekt auf irgendeine der getesteten kognitiven Funktionen innerhalb des Beobachtungsintervalls hatte. Interessanterweise war im postoperativen Verlauf sogar eine Verbesserung zu verzeichnen, was laut Mag. Konrath möglicherweise auf die Reduktion des Tumorgewebes durch die Operation zurückzuführen ist: „Besonders ausgeprägt und damit klinisch relevant war die erzielte Verbesserung des Arbeitsgedächtnisses. Dieses ist als wesentlicher Bestandteil komplexer kognitiver Prozesse an allen Arten der Informationsverarbeitung und Entscheidungsfindung beteiligt. Unseren Ergebnissen zufolge sollten Entscheidungen über die weitere Behandlung und in anderen wichtigen Bereichen der Betroffenen erst einige Wochen nach der Operation erfolgen.“

 

Parallel zu den kognitiven Funktionen berichteten die Betroffenen postoperativ von einer Verbesserung ihrer gesundheitsbezogenen Lebensqualität und von geringen bis moderaten LEV-bedingten Nebenwirkungen, von denen Schläfrigkeit die am öftesten genannte war. LEV hatte darüber hinaus keinen relevanten nachteiligen Effekt auf die untersuchten Blutwerte und stellt somit eine verträgliche Möglichkeit dar, das Anfallsrisiko zu minimieren. Eine ausreichende Evidenz für die effektive Vermeidung von perioperativen epileptischen Anfällen wird jedoch im Rahmen weiterer Studien geklärt werden müssen.

 

Insgesamt leistet die Studie einen wertvollen Beitrag zur bestehenden Literatur und zeigt den Fokus der Forschung an der KL Krems auf grundlegende Erkenntnisse mit echtem klinischen Mehrwert.

 

Originalpublikation: Perioperative levetiracetam for seizure prophylaxis in seizure-naive brain tumor patients with focus on neurocognitive functioning. E. Konrath, F. Marhold, W. Kindler, F. Scheichel, B. Popadic, K. Blauensteiner, B. Calabek, E. Freydl, M. Weber, R. Ristl, K. Hainz, C.Sherif & S. Oberndorfer.https://doi.org/10.1186/s12883-022-02762-7

 

Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften (Stand 2022)

An der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften (KL) in Krems ist die umfassende Betrachtungsweise von Gesundheit und Krankheit eine grundlegende Zielsetzung für Forschung und Lehre. Die KL stellt mit ihrem europaweit anerkannten Bachelor-Mastersystem eine flexible Bildungseinrichtung dar, die auf die Bedürfnisse der Studierenden, die Anforderungen des Arbeitsmarkts ebenso, wie auf die Herausforderungen der Wissenschaft abgestimmt ist. In den Studienrichtungen Medizin und Psychologie studieren aktuell rund 600 Studierende. Die drei Universitätskliniken in Krems, St. Pölten und Tulln gewährleisten eine klinische Lehre und Forschung auf höchstem Qualitätsniveau. In der Forschung konzentriert sich die KL auf interdisziplinäre Felder mit hoher gesundheitspolitischer Relevanz – u.a. der Medizintechnik, der molekularen Onkologie, der mentalen Gesundheit und den Neurowissenschaften sowie dem Thema Wasserqualität und den damit verbundenen gesundheitlichen Aspekten. Die KL wurde 2013 gegründet und von der Österreichischen Agentur für Qualitätssicherung und Akkreditierung (AQ Austria) akkreditiert.

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