Paradigmenwechsel im Recruiting: Anschreiben sind passé

Wie kann es sein, dass viele Bewerbungen heutzutage nicht ohne Anschreiben eingereicht werden können? Laut Unternehmensberater Dr. Stephan Meyer ein absolutes No-Go in modernen Unternehmen. In seinem Vortrag erklärt er, warum und wieso nur ein radikaler Wandel und Paradigmenwechsel helfen kann.

Die Digitalisierung ist in allen Bereichen der Gesellschaft in vollem Gange. Bargeldlose Zahlung, ein Online-Studium oder selbstfahrende Fahrzeuge sind nur Beispiele. Kaum vorstellbar, dass es tatsächlich noch Bereiche gibt, in denen noch kein Paradigmenwechsel und radikaler Wandel ins digitale Zeitalter stattgefunden hat. Doch es gibt sie. Sie haben den Absprung nicht geschafft und sind inzwischen so alteingesessen, dass sich niemand traut, die strukturellen Fossilien rigoros über Bord zu werfen. Diese Organisations- und Gesellschaftsstrukturen werden auch als „heilige Kühe“ bezeichnet, die aufgrund ihrer langjährigen Aufrechterhaltung eine Art Heiligenstatus erhalten, der unter keinen Umständen verändert werden darf.

Jetzt fragen Sie sich vermutlich, was das für Strukturen sein könnten. Laut dem Vortragsredner und Unternehmensberater Dr. Stephan Meyer sei es „erschreckend, wie viele heilige Kühe es in unserer Gesellschaft gibt.“ Ein Beispiel dafür ist der Bewerbungsprozess in Unternehmen. Drei von vier Fachkräften suchen heutzutage per Smartphone nach Vakanzen und würden sich auch direkt mobil bewerben. Doch viele Unternehmen bestehen auf die klassische Bewerbung mit Anschreiben per E-Mail oder gar per Post und sehen gar nicht, welche Chancen sich für das Unternehmen ergeben, wenn Kleinigkeiten wie der Bewerbungsprozess angepasst werden.

In seinem Vortrag „Almabtrieb der heiligen Kühe – freier Blick auf die Zukunft“ macht Meyer auf heilige Kühe in den verschiedensten Bereichen der Gesellschaft aufmerksam und hilft Unternehmen dabei, den ersten Schritt in Richtung eines Paradigmenwechsels bis hin zum radikalen Wandel zu gehen. „Dass Unternehmen an alten Formalitäten wie einem Anschreiben als Bewerbungskriterium festhalten, ist ganz klar eine heilige Kuh“, meint der Vortragsredner und fügt hinzu: „Moderne Unternehmen verzichten im Bewerbungsprozess auf das Anschreiben und fokussieren sich auf den Lebenslauf“.

Ein richtig radikaler Wandel sei es eigentlich nicht, sagt Meyer, da viele Unternehmen bereits Bewerbungen per E-Mail entgegennehmen. „Der Paradigmenwechsel ist somit keine 180-Grad-Wende“, so der Vortragsredner. Aber er sei eine Chance, den Unternehmenserfolg zu steigern. „Wenn Sie sich gegen den Paradigmenwechsel und radikalen Wandel wehren und an der heiligen Kuh des Anschreibens festhalten, könnte das Ihrem Unternehmen sogar langfristig schaden“, warnt Meyer.

Jetzt fragen Sie sich bestimmt, wie ein Anschreiben, ein kleines Stück Papier, Ihren Unternehmenserfolg hemmen könnte. Umfragen belegen, dass rund die Hälfte der Kandidaten und Kandidatinnen vor der Bewerbung zurückschrecken, wenn ein Anschreiben gefordert wird. Die Gründe sind vielfältig: Ein Anschreiben kostet Zeit, viele wissen nicht, was sie schreiben sollen oder sehen es als Zeitverschwendung an. Das bedeutet, ein Teil verzichtet auf die Bewerbung, weil der Bewerbungsprozess sie schlicht abschreckt. Problematisch dabei ist, dass unter diesen Bewerbenden durchaus passende Kandidaten und Kandidatinnen für das Unternehmen sein könnten. Unternehmen verlieren somit potenzielle Fachkräfte. „Und das alles nur aufgrund eines Stück Papiers“, erklärt der Vortragsredner.

Ein Paradigmenwechsel und radikaler Wandel des Bewerbungsprozesses sind somit eine echte Chance für Unternehmen. „Schlachten Sie die heilige Kuh der klassischen Bewerbung und ziehen mehr Bewerbende und potenzielle Fachkräfte für Ihr Unternehmen an“, meint der Vortragsredner und fügt hinzu: „Nun verstehen Sie, warum Kleinigkeiten wie ein Anschreiben den Unternehmenserfolg beeinflussen können.“

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