Eins von acht Milliarden Leben

Mein Lied

Acht Milliarden Menschen leben auf unserem Planeten. Acht Milliarden Geschichten, acht Milliarden Lieder.

´Mein Lied´, so lautet der Titel des soeben im Leipziger I.C.H. Verlag erschienen Buches der seit einigen Jahren in Südfrankreich lebenden Autorin Beate Mendez. Diese in diesem Buch erzählte Geschichte, ist die Geschichte, das Leben einer Frau, geboren kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges, aufgewachsen als Kind Vertriebener in Süddeutschland in einfachsten Verhältnissen. Wirtschaftlich arm, aufgrund der Historie Deutschlands dieser Zeit, aber sehr wohl reich im kulturellen und intellektuellen Bereich. Man liest im Elternhaus große Literatur, man musiziert. Und diese Liebe zu Musik und Literatur ist ein Begleiter, Anker und Retter in einem ganzen Leben, das früh die große Liebe zu finden glaubt, seine Bestimmung, das diese Welt kennenlernt und das Leben, ein Begleiter, der die Protagonistin durch eben diese Welt führt.

So weit, so gut und so gewöhnlich auch. Es leben, wie gesagt, etwa acht Milliarden Menschen auf diesem Planeten, denen es, seinen wir ehrlich, mehr oder weniger ähnlich ergeht. Der Unterschied liegt im Detail, in der Sichtweise des einzelnen Menschen auf sein Leben. Besonders wenn dieser Mensch, so wie die Autorin Beate Mendez, so viel davon erlebt hat, dass sich der Blick zurück lohnt, dass er erzählenswert ist und dass man vor allem daraus lernt, lernen kann und das Gelernte weitergibt. Und das ist es, was Autobiografien im allgemeinen und im speziellen so lesenswert macht, so wichtig auch für das eigene Leben, von dem viele von uns ja doch noch etwas vor sich haben: Sie geben uns die Hand und zeigen Wege, gute und schlechte.

So trifft die Autorin mit Gerd, wie bereits angedeutet, sehr früh auf die Liebe ihres Lebens, die tatsächlich – und das ist nun wirklich nur in der Retrospektive zu sagen – die Liebe ihres Lebens ist. Sie begleitet ihn durch Studium und erste Berufsjahre, gründet mit ihm eine Familie, geht nach Kenia/Afrika, wo er für die evangelische Kirche als Arzt tätig ist, gründet, zurück in Deutschland, mit und für ihren Mann eine Allgemeinarzt-Praxis auf dem Land. Kurz, sie widmet, wie so viele Frauen, ihr Leben in erster Linie dem Leben ihres Mannes, der sie natürlich regelmäßig betrügt. Ist es deswegen falsch, bei diesem Mann zu bleiben, den man ja immerhin liebt und mit dem man Kinder hat? Auch das muss letztlich jede Frau für sich beantworten. Beate jedenfalls sieht darin nicht die Erfüllung ihres Lebens, trennt sich nach langer Zeit des geduldig seins und beginnt mit vierzig Jahren ein Studium der Psychologie und Pädagogik mit dem Zusatzfach Literaturgeschichte. Nebenbei gibt sie Flötenunterricht, um auch etwas Geld zu verdienen.

Der Kreis scheint sich zu schließen, und man ahnt, wie dieses Leben weitergehen wird, welchen Bahnen es folgt. Doch dieses eine Leben unter so vielen, dieses eine individuelle will partout eben nicht so gerade verlaufen, so gewöhnlich, so geradeaus. Es wird viele Begegnungen bereithalten, Wendungen und wundersame Erlebnisse. Und natürlich zeigen sich auch Schatten, große Schatten. Schatten, die die Autorin mit sich reißen und Dinge erleben lassen, die so nicht vorgesehen waren, die sie tapfer auf sich nimmt und die sie doch letztlich dahinführen, wo zu sein immer die Sehnsucht schien.

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546 Wörter; 3513 Zeichen

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