Schon in der Schule wird es uns vermittelt: Wenn Du einen Job suchst, dann schau nach Stellenanzeigen und bewirb Dich mit einer soliden Bewerbung!
Wenn es gut läuft, werden Sie anschließend zum Vorstellungsgespräch eingeladen.
Willkommen im Jahr 2024!
Natürlich ist auch dieser gelernte Weg noch immer der häufigste Weg den Bewerber wählen. Der Markt jedoch tickt zunehmend anders:
Von 10 offenen Stellen werden in Deutschland aktuell nur drei über Stellenanzeigen und ganze 7 über den so genannten verdeckten Arbeitsmarkt (oder auch Netzwerke) besetzt. Angesichts dieser Zahlen macht es Sinn, sich intensiv einmal damit zu beschäftigen: Was ist eigentlich der verdeckte Arbeitsmarkt und wie kann ich ihn für mich nutzen?
Zunächst einmal: jeder von uns verfügt über ein Netzwerk. Sei es der ehemalige Klassenkamerad, die Nachbarin oder die Eltern der Freunde der Kinder – wir alle sind auf vielfältigste Weise vernetzt.
Neu hinzugekommen sind in den letzten Jahren jedoch digitale Netzwerke wie Xing und vor allem LinkedIn. Auch hier verfügt jeder über zahlreiche Bekannte oder Arbeitskollegen, mit denen er sich vernetzen kann. Interessant ist jedoch, dass man hier auch Netzwerke zu bis dato völlig unbekannten, jedoch strategisch interessanten, Personen aufbauen kann.
Durch proaktives Networking, die Nutzung sozialer Medien, einem persönlichen Branding und strategischem Engagement in der Branche gibt es heute vielfältige Möglichkeiten, sich beim Wunscharbeitgeber ganz ohne Bewerbung ins Gespräch zu bringen.
Ein gutes Netzwerk trägt überall hin
Networking ist eine der effektivsten Methoden, um berufliche Gelegenheiten zu entdecken, die nicht öffentlich ausgeschrieben sind. Viele Stellen werden intern oder über persönliche Empfehlungen besetzt, bevor sie überhaupt auf dem Arbeitsmarkt erscheinen. Daher kann ein starkes berufliches Netzwerk der Schlüssel sein, um den Wunscharbeitgeber zu finden.
Aufbau eines professionellen Netzwerks
Der Aufbau eines Netzwerks beginnt damit, berufliche Kontakte zu knüpfen und Beziehungen zu pflegen. Dies kann auf verschiedene Weise geschehen, z. B. durch die Teilnahme an Branchenveranstaltungen, Konferenzen oder Meetups. Es ist auch sinnvoll, Alumni-Netzwerken oder beruflichen Organisationen beizutreten, die relevante Kontakte bieten.
Das Ziel ist es, langfristige Beziehungen aufzubauen, bei denen man sich gegenseitig unterstützt und voneinander lernt. Wenn man seine beruflichen Kontakte regelmäßig pflegt und diese Beziehungen aufrechterhält, wird man oft in den Köpfen der anderen bleiben, wenn neue berufliche Möglichkeiten entstehen.
Ganz neue Möglichkeiten bieten digitale Business Netzwerke wie Xing oder LinkedIn. Diese Plattformen bieten hervorragende Möglichkeiten, um das berufliche Netzwerk zu erweitern und gezielt Kontakt zu potenziellen Arbeitgebern aufzunehmen.
Hier kann man nicht nur gezielt nach Mitarbeitern eines Wunscharbeitgebers suchen, sondern auch Gruppen und Diskussionen beitreten, die in der eigenen Branche relevant sind. Tipp: Legen Sie sich eine Liste mit Wunscharbeitgebern an, recherchieren Sie dann die relevanten fachlichen Ansprechpartner in diesen Unternehmen und vernetzen Sie sich mit ihnen.
Und noch etwas: LinkedIn ist besonders suchmaschinenrelevant. Jeder, der Ihren Namen in Google eingibt, kommt als erstes auf Ihr LinkedIn Profil. Ein Grund mehr, hier ein gepflegtes und attraktives Profil vorzuweisen.
Personal Branding
Ein weiterer wichtiger Aspekt, um den Wunscharbeitgeber ohne Bewerbung zu finden, ist das persönliche Branding. In einer Welt, in der fast jeder Arbeitgeber online nach Informationen über potenzielle Mitarbeiter sucht, ist es entscheidend, wie man sich selbst präsentiert. Jeder Mitarbeiter sollte inzwischen seine eigene Marke sein und sich entsprechend präsentieren.
Tipp: Überlegen Sie sich Ihr Alleinstellungsmerkmal. Was unterscheidet Sie von den Wettbewerbern? … und nehmen Sie das mit in Ihren Profilslogan.
Expertenstatus
Um als attraktiver Kandidat wahrgenommen zu werden, positionieren Sie sich als Experte auf Ihrem Gebiet. Ãœberlegen Sie sich:
Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal?
Welches Angebot können Sie einem Arbeitgeber machen?
Wofür stehen Sie?
Nur wer sichtbar ist, findet statt!
Damit Ihr Wunscharbeitgeber auf Sie aufmerksam wird, ist es unerlässlich, sich auch zu zeigen. Für viele ist das eine große Hürde, in die eigene Sichtbarkeit zu kommen. Dies kann durch das Schreiben von Fachartikeln, Blogbeiträgen oder das Posten eigener Inhalte auf Plattformen wie LinkedIn erfolgen.
Social Media
Neben LinkedIn können auch andere soziale Medien eine Rolle beim Finden des Wunscharbeitgebers spielen. In bestimmten Branchen ist es sinnvoll, Plattformen wie Twitter oder Instagram zu nutzen, um sich mit Unternehmen und Branchenführern zu vernetzen. Wichtig ist es, authentisch zu bleiben und eigene Inhalte zu erstellen, die einen echten Mehrwert bieten.
Indem man sich aktiv an Diskussionen beteiligt, Unternehmen folgt und relevante Beiträge teilt, kann man seine Interessen und Kompetenzen unter Beweis stellen. Viele Unternehmen nutzen diese Plattformen, um potenzielle Mitarbeiter zu identifizieren und erste Kontakte zu knüpfen.
Engagement in der Branche oder Community
Aktives Engagement in der eigenen Branche kann Türen öffnen, die für andere verschlossen bleiben. Viele Möglichkeiten entstehen durch persönliche Bekanntschaften und durch das Sichtbarwerden als aktives Mitglied einer Berufsgruppe.
Xing wie LinkedIn bieten für fast alle Branchen interessante digitale Gruppen, in denen sich Mitglieder regelmäßig zu Fachthemen austauschen. Über die Fachthemen können hier interessante und relevante Kontakte entstehen.
Teilnahme an Jobmessen, Branchenevents und Netzwerken
Ein kleiner Werbeflyer (statt einer aufwendigen Bewerbung) produziert – und ab geht es zur Jobmesse! So hat schon manche Karriere begonnen. Regionale Jobmessen bieten hervorragende Möglichkeiten, mit Arbeitgebern ins Gespräch zu kommen.
Die Teilnahme an Branchenevents ist eine weitere Möglichkeit, um sich in seiner Branche zu vernetzen und einen potenziellen Arbeitgeber zu finden. Auf diesen Veranstaltungen kann man direkt mit Führungskräften und Entscheidungsträgern in Kontakt treten und sich über aktuelle Trends und Entwicklungen austauschen.
Aufbau einer strategischen Kommunikation auf LinkedIn
Wem das alles zu viele Möglichkeiten sind – und wer lieber strukturiert vorgeht für den gibt der gezielte Aufbau einer strategischen Kommunikation zum Wunscharbeitgeber Sinn.
Der erste Schritt besteht darin, Unternehmen zu identifizieren, die den eigenen Vorstellungen entsprechen und in denen man gerne arbeiten würde.
Nachdem Sie die Zielunternehmen identifiziert haben, können Sie gezielt Kontakt aufnehmen. Auf LinkedIn ist der erste Schritt das Versenden einer Vernetzungsanfrage an die jeweilige Person. Dies kann aber auch durch das Versenden von E-Mails an Ansprechpartner geschehen. Wichtig ist es, in der Nachricht den Mehrwert zu betonen, den Sie dem Unternehmen bringen.
Stellen Sie dabei niemals sich in den Mittelpunkt, sondern immer die Bedürfnisse des Unternehmens!
Empfehlungen und Verbindungen nutzen
Ein weiterer Weg, den Wunscharbeitgeber ohne Bewerbung zu finden, ist die Nutzung von Empfehlungen und Verbindungen. Oftmals haben Freunde, Kollegen oder ehemalige Vorgesetzte Kontakte zu Unternehmen, die interessant sein könnten.
Sprechen Sie sie an. Häufig hat Ihr direktes Umfeld bessere Kontakte als Sie glauben!
Versäumen Sie es auch nicht, ihr eigenes „Umfeld" oder Netzwerk darüber zu informieren, dass Sie einen Job suchen – und welchen.
Viele Menschen sind bereit, ihre Kontakte zu teilen oder Empfehlungen auszusprechen, wenn sie wissen, dass jemand auf der Suche nach einer neuen Position ist. Eine Empfehlung von einer vertrauenswürdigen Person kann den Unterschied ausmachen und den Zugang zu einer Position erleichtern.
Unterschätzen Sie dabei niemals das Netzwerk hinter dem Netzwerk, also Ihrem direkten Kontakt.
Empfehlungsprogramme von Unternehmen
Viele Unternehmen haben interne Empfehlungsprogramme, bei denen Mitarbeiter belohnt werden, wenn sie passende Kandidaten für offene Stellen empfehlen. Gerade bei Handwerkern sieht man es häufig. Wenn man also jemanden kennt, der in einem interessanten Unternehmen arbeitet, kann man diese Person bitten, einen weiterzuempfehlen. Auf diese Weise wird man möglicherweise in den Bewerbungsprozess einbezogen, ohne eine klassische Bewerbung.
Erfolg durch proaktive Strategien
Den Wunscharbeitgeber ganz ohne Bewerbung zu finden, ist also möglich, wenn man bereit ist, proaktiv zu handeln und strategisch vorzugehen. Durch Networking, den Aufbau eines persönlichen Brandings, aktives Engagement in der Branche, direkte Ansprache von Unternehmen und die Nutzung von Empfehlungen kann man den richtigen Arbeitgeber für sich gewinnen.
Der Schlüssel zum Erfolg liegt jedoch darin, sich selbst als wertvolle Ressource zu präsentieren, authentisch zu bleiben und gezielt die Unternehmen anzusprechen, die zu den eigenen beruflichen und persönlichen Zielen passen. In einer Zeit, in der viele Stellen nicht mehr über herkömmliche Wege besetzt werden, sind diese alternativen Strategien wertvolle Werkzeuge, um die beruflichen Wünsche und Träume zu verwirklichen.
Autorin Barbara Rottwinkel-Kröber aus Hamburg, ist eine ehemalige Verlegerin. Heute begleitet sie als Jobcoach und Karriereberaterin Frauen in der Lebensmitte bei ihrem beruflichen Neustart. Mit ihrem Angebot unterstützt sie europaweit online Frauen bei ihrem nächsten Karriereschritt.
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