Świrszczyńska, eine der bedeutendsten poetischen Persönlichkeiten Polens des 20. Jahrhunderts, findet in diesem Werk zu einem lakonischen Ton, der prägend für ihr späteres Schaffen wurde."In schwierigen Zeiten zeigen sich die Stärken und Schwächen der Menschen besonders deutlich. Anna Świrszczyńskas Gedichtband "Ich habe eine Barrikade gebaut" fängt in ihren Gedichten die Schrecken und die Menschlichkeit des Warschauer Aufstands von 1944 auf eine berührende Art und Weise ein." (Frank-Michael Preuss)
Die polnische Dichterin Anna Świrszczyńska, geboren 1909 in Warschau und gestorben 1984 in Krakau, zählt zu den bedeutendsten poetischen Stimmen des 20. Jahrhunderts in Polen. Ihr Gedichtband "Ich habe eine Barrikade gebaut" basiert auf ihren persönlichen Erfahrungen als Sanitäterin während des Warschauer Aufstands 1944 gegen die deutschen Besatzer.
Erst 30 Jahre nach den Ereignissen, im Jahr 1974, veröffentlichte Świrszczyńska diese lyrischen Reflexionen, die mit klarer, sachlicher Sprache das menschliche Drama des Aufstands einfangen. Der Band, der erstmals auf Polnisch erschien und nun in deutscher Übersetzung vorliegt, enthält 100 Gedichte, die mit einer klaren und sachlichen Sprache die fragile menschliche Existenz inmitten eines großen Menschheitsdramas beleuchten.
Świrszczyńska, eine der bedeutendsten poetischen Persönlichkeiten Polens des 20. Jahrhunderts, findet in diesem Werk zu einem lakonischen Ton, der prägend für ihr späteres Schaffen wurde. Ihre Gedichte sind kurz und prägnant, keines länger als eine Seite, und jedes beleuchtet eine kleine Szene aus dem Alltag im Ausnahmezustand.
Die Dichterin beschreibt eindringlich das Leben während des Aufstands: das Postenstehen, das Lauschen auf die Feinde, die tapferen Mädchen mit den Tragen oder die sterbende Pfadfinderin, die sich wünscht, in einem Spitzenkleid aufgebahrt zu werden. Die Gedichte zeichnen Porträts gewöhnlicher Menschen – Männer, Frauen, Kinder und Greise -, die im Kugelhagel leben, lieben und sterben. Świrszczyńska berichtet von Helden und Heldinnen des Alltags mit einer Stimme von weltweiter Bedeutung.
In ihren eindringlichen Gedichten vermeidet Świrszczyńska jegliche Schwarzweißmalerei. Stattdessen enthüllt sie die komplexen Schattierungen menschlichen Verhaltens in Extremsituationen. Zwischen den Zeilen ihrer Verse schimmern sowohl erschütternde Momente der Grausamkeit als auch bewegende Gesten der Mitmenschlichkeit hindurch.
Ihre Werke sind ein "Universum der Angst" und ein "Himmel der Furcht", das den Leser in seiner Intensität nicht loslässt. Ihre Gedichte sind nicht nur ein literarisches Dokument des Warschauer Aufstands, sondern auch ein zeitloses Zeugnis menschlicher Stärke und Verletzlichkeit. Die deutsche Übersetzung von Peter Oliver Loew, die kürzlich im Secession Verlag erschienen ist, macht Świrszczyńskas bedeutendes Werk erstmals einem breiteren deutschsprachigen Publikum zugänglich.
Obwohl die Dichterin in Polen zu den bekanntesten des 20. Jahrhunderts zählt und von Czesław Miłosz sogar als eine der "größten poetischen Persönlichkeiten in der Geschichte der gesamten polnischen Literatur" bezeichnet wurde, blieb ihre Rezeption in Deutschland bisher auf einen kleinen Kreis von Eingeweihten beschränkt. Im Ausland konzentrierte sich die Aufmerksamkeit seit den 1970er Jahren hauptsächlich auf den angelsächsischen Raum.
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