Ein Kommentar von Ben Bidwell, Director North America Customs & Compliance von C. H. Robinson
Mit der Wahl von Donald Trump zum 47. Präsidenten der Vereinigten Staaten bahnen sich tiefgreifende Veränderungen für internationale Lieferketten und das globale Handelsgefüge an. Besonders deutsche Unternehmen mit starker Export- oder Importorientierung sind von den potenziellen Anpassungen der amerikanischen Handelspolitik betroffen.
Trump hat bereits angekündigt, Einfuhrzölle deutlich zu erhöhen, um die heimische Produktion zu stärken. Doch wie können Unternehmen sich darauf vorbereiten?
Hintergrund: Welche Änderungen stehen bevor?
In den USA gibt es drei Hauptmechanismen, um handelspolitische Änderungen und höhere Einfuhrzölle durchzusetzen:
1.Verwaltungsmaßnahmen: Kann zum Schutz vor unlauteren Handelspraktiken Zölle auf bestimmte Länder oder Waren erheben. Diese müssen nicht vom Kongress genehmigt werden und könnten relativ kurzfristig eingeführt werden.
2.Gesetzgeberische Maßnahmen: Würde ein allgemeiner Zoll auf alle in die USA eingeführten Waren angestrebt, wäre ein langwieriges Gesetzgebungsverfahren zu seiner Umsetzung erforderlich. Die ersten Maßnahmen könnten frühestens im Herbst 2025 in Kraft treten.
3.Vertragsverhandlungen: Ein Beispiel dafür ist das USMCA (das Handelsabkommen zwischen den USA, Mexiko und Kanada), das 2026 zur Überprüfung ansteht. Änderungen könnten eine weitreichende Anpassung der Handelsbedingungen bedeuten, die über Zölle hinausgehen.
Handlungsempfehlungen: Wie Unternehmen jetzt aktiv werden können
In dieser dynamischen Situation ist es entscheidend, nicht abzuwarten, sondern proaktiv zu handeln. Als führender US-Zollmakler hat C.H. Robinson umfassende Erfahrungen mit Handelsänderungen gesammelt.
Vier wesentliche Maßnahmen für Logistik- und Supply-Chain-Experten sind jetzt wichtig:
1.Aktuelle Zölle und Ausnahmeverfahren verstehen:
Unternehmen sollten eine gründliche Analyse ihrer Produkte durchführen und prüfen, welche von bestehenden Zöllen wie denen nach Abschnitt 301 betroffen sind. Dabei ist zu klären, ob diese Produkte für Ausnahmegenehmigungen infrage kommen. Professionelle Beratung kann dabei helfen, den Antragsprozess effizient zu gestalten.
2.Lagerstrategien optimieren:
In enger Abstimmung mit der Finanzabteilung können Unternehmen strategisch Lagerbestände vorziehen, um potenziellen Zollerhöhungen zuvorzukommen. Dies erfordert eine präzise Kosten-Nutzen-Analyse, um finanzielle Belastungen zu minimieren.
3.Risikoszenarien entwickeln:
Unterschiedliche Zollszenarien – von moderaten bis hin zu drastischen Erhöhungen – sollten simuliert werden, um potenzielle Auswirkungen auf die Kostenstruktur und Preisgestaltung zu bewerten. Solche Analysen sind unverzichtbar für die strategische Planung.
4.Lieferketten diversifizieren:
Die Flexibilität der Lieferkette kann durch Diversifizierung erhöht werden. Alternative Beschaffungsquellen und Produktionsstandorte außerhalb der betroffenen Regionen können Risiken mindern. Unternehmen, die frühzeitig handeln, schaffen sich Wettbewerbsvorteile.
Warum das Thema jetzt relevant ist
Die ersten Entscheidungen der neuen Regierung könnte bereits ab Mitte März 2025 Zolländerungen vornehmen, die erhebliche Auswirkungen auf die Logistikbranche haben könnten. Angesichts der Vorlaufzeit, die für Anpassungen der Lieferketten und Vertragsverhandlungen benötigt wird, ist es entscheidend, dass sich die Unternehmen jetzt auf mögliche Szenarien vorbereiten.
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