Kunst bleibt Lebensmittel – 35 Jahre Brotfabrik Berlin

(15.05.2025, Berlin-Weißensee) Seit 35 Jahren bereichert das Kunst- und Kulturzentrum am Caligariplatz, die Brotfabrik Berlin, das kulturelle Leben in Pankow. Ihr Slogan ist unmissverständlich: KUNST IST LEBENSMITTEL. Daran hält der Trägerverein GLASHAUS e.V. auch angesichts der Krisen in Berlin fest. Ab Mai wird das Jubiläum ausgiebig gefeiert.

Das Jahr 2025 hatte für die Betreiber*innen der Brotfabrik mit Zukunftsängsten begonnen. Aufgrund der angedrohten Kürzungen des Kulturetats seitens der Berliner CDU war unsicher, wie es vor allem mit den Sparten BÜHNE und LITERATUR weitergehen konnte – die Berliner Morgenpost hatte umfangreich berichtet. Doch die überlebenswichtigen Förderungen wurden schließlich bewilligt und ließen das Team des Mehrspartenhauses aufatmen.

Eines der letzten Mehrspartenhäuser Berlins
Die Brotfabrik gehört zu den letzten Mehrspartenhäusern Berlins unter freier Träger-schaft und ohne institutionelle Förderung durch das Land. Dabei ist die Geschichte des Hauses bewegt: Bereits 1986 kommt das kulturelle Leben an der Weißenseer Spitze in Fahrt. Im Jugendklub »Spitze-Club« entsteht zunächst ein Saal für Musik-, Tanz-, Film- und Literaturveranstaltungen in der einstigen »Brotfabrik Michael Kohler«. 1987 wird das Ensemble um eine Kneipe und eine Fotogalerie ergänzt. Nach dem Fall der Mauer wird schließlich offiziell am 15. Mai 1990 das »Kunst- und Kulturzentrum Brotfabrik« gegründet – der bis heute aktive Trägerverein.

Mittlerweile ist die Brotfabrik gewachsen. Zu Kino, Galerie, Kneipe und Bühne kamen in den letzten Jahren ein Inklusivatelier, der Neue Salon und ein Literaturkabinett hinzu. Das Veranstaltungsprogramm wird heute in den Sparten darstellende Kunst, bildende Kunst, Film und Literatur von jeweils zuständigen Kurator*innen gestaltet. Auch Musikveranstaltungen, wie die beliebte Reihe »Jazz am Helmholtzplatz«, finden in unregelmäßigen Abständen statt.

Das siebenköpfige Kurator*innenteam versteht unter kultureller Arbeit konsequent eine soziale Praxis. Mitarbeitende, Künstler*innen und Publikum begegnen sich auf Augenhöhe. Das zeigt sich nicht nur am vielfältigen Programm der vier Sparten, sondern auch an der inklusiven Ausrichtung des Hauses und seiner queeren Programmschiene.

Bewegte (Krisen-)Geschichte
Zum Anspruch der Brotfabrik gehört der beständige Beitrag zum gesellschaftspolitischen Diskurs. Mit seiner 35jährigen Geschichte ist das Kulturzentrum ein Ort der Begegnung
und des Austauschs, an dem seit Beginn der 1990er Jahre Veranstaltungen stattfinden, die den künstlerischen und gesellschaftlichen Status Quo sprengen.

Zur Geschichte des Hauses gehören aber auch Krisen, wie die knapp abgewendete Insolvenz im Januar 2002. Nur durch private Unterstützer*innen und die Vereinsmitglieder konnte die Brotfabrik gerettet werden. Die Liste der Hürden, die die Brotfabrik zu bewältigen hat, war jedoch nie länger als zur Zeit: Nach 35 Jahren immer noch keine auskömmliche Basis- bzw. Programmförderung, das heißt keine strukturellen Mittel für Stellen mit marktüblicher Bezahlung; hinzu kommen horrend gestiegene Miet- und Lebenshaltungskosten, immer weniger Künstler*innen können in Berlin überleben, wodurch auch die Publikumszahlen stark zurückgehen und die Gastronomieumsätze sinken. 

Zu der ökonomischen Krise kommt eine politische hinzu, denn die Berliner Senatsverwaltung für Kultur fällt aus als Unterstützerin eines Kulturhauses, das Vielfalt und Teilhabe als zentrale Ziele formuliert und ein breites, und kein explizit bildungsbürgerliches Publikum anspricht. Laut ihrem neuen Titel will die Kulturverwaltung zwar »gesellschaftlichen Zusammenhalt«, setzt aber auf Elitenförderung, Exzellenz und betriebswirtschaftliche Finanzierungsmodelle für Kultureinrichten. 

Geplante Feierlichkeiten & Erinnerung verstorbener Weggefährt*innen
Trotz aller Widrigkeiten gibt es für die Brotfabrik allen Grund, das Jubiläum zu feiern.
Am 15. Mai 2025, dem Geburtstag des GLASHAUS e.V., lädt der Vorstand des Trägervereins zu einem Empfang ab 18 Uhr ein, zu dem alle Freund*innen, Mitstreiter*innen und Mitarbeitende des Hauses sowie die Unterstützer*innen aus Politik, Verwaltung und Presse herzlich Willkommen sind.

Und am 20. Juli 2025 wird ganztags ein großes Sommerfest im Hof der Brotfabrik gefeiert, zu dem ein breites Publikum, Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus dem Kiez, aus Pankow und ganz Berlin eingeladen sind. Teil des Jubiläumsprogramms sind bisher die Autorin Stephanie Runge mit ihrer Kinderbuchlesung Lotti und der Zauber-vogel, das Pankower Verlagshaus Berlin, Bridge Markland mit Nathan in the Box und das Electro-Soul-Duo »She will listen«. Das Kino gewährt Einblicke in das Videoarchiv der Brotfabrik. Zu sehen sind bislang unveröffentlichte VHS-Aufnahmen aus den Anfangsjahren des Hauses, wie der Besuch Peter Greenaways, eine Lesung mit Max Goldt und Proben der Ostpunkband Die Skeptiker. Die Kneipe sorgt für das leibliche Wohl mit Speisen vom Grill und Waffeln.

35 Jahre intensive Kulturarbeit konfrontiert eine*n unweigerlich mit dem Tod. Das 35jährige Jubiläum der Brotfabrik soll daher nicht nur ein Anlass zum Feiern sein, sondern auch einer der Erinnerung an die bisher verstorbenen Weggefährt*innen – Mitarbeitende wie Künstler*innen:
Andreas Hanser, Armin Andor, Bernd Schenk, Bert Papenfuß, Carl Andersen, Eamon Gray, Fernando Schwarz, Frank Kaleschke, Hans Dieter Gentz, Karin Thielecke, Macks Querfeldt, Magdalena Häfner, Manfred Hinz, Manfred Maschke, Matthias Kloock, Micha Winkler, Michael Kukutz, Michael Zemke, Michaela Herrmann, Oliver Schulz, Peter Naumann, Peter Woelck, Rainer Börner, Robert Conrad, Robert »Rio« Korn, Rolf Binnemann, Sandra Süßmilch, Udo Wid, Uwe Prickler, Uwe Schlomann, Volker Handloik und Wilhelm Hein.

Veröffentlicht von:

GLASHAUS. Verein der Nutzer der Brotfabrik e.V.

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