Die Akupunktur, eine der ältesten Heilkünste aus China, und ihre Schwestertechnik, die Moxibustion, basieren auf der Überzeugung, dass die Stimulation bestimmter Punkte auf der Körperoberfläche tiefgreifende und spezifische Wirkungen auf den gesamten Organismus haben kann. Im Westen stößt diese Vorstellung jedoch oft auf Skepsis. Viele Menschen, auch Ärzte, finden es schwer vorstellbar, dass die genaue Position einer Nadel einen signifikanten Unterschied machen könnte – sei es bei der Linderung von Schmerzen, der Verbesserung der Verdauung oder der Regulierung von Herzfunktionen. Diese Skepsis ist nicht neu und wird durch historische Studien wie die GERAC-Studien (German Acupuncture Trials, 2002–2007) verstärkt, die nur einen recht kleinen Unterschied zwischen echter Akupunktur und Scheinakupunktur nachweisen konnten. Drastisch formulierte es der Prüfling bei einer Ärztekammerprüfung zur Fachbezeichnung „Akupunktur“: „Ist doch eh egal, wo man hinsticht.“ (so die Erzählung). Diese Haltung spiegelt ein kollektives Misstrauen wider, das durch kulturelle und sprachliche Barrieren verstärkt wird.
Die Rolle von AkuData: Eine Antwort auf die Skepsis
Genau hier setzt AkuData an, eine Datenbank, die 2011 von Dr. Thomas Braun initiiert wurde und deren Ziel es ist, die spezifischen Wirkungen von Akupunkturpunkten wissenschaftlich zu dokumentieren und zugänglich zu machen. AkuData sammelt und übersetzt hochrangige Forschungsergebnisse, insbesondere aus Tiermodellen, und bietet damit eine Plattform, um die Frage zu beantworten: Haben verschiedene Akupunkturpunkte tatsächlich unterschiedliche Auswirkungen auf den Körper? Gibt es einen Unterschied in der Wirkung zwischen Akupunktur und Moxibustion? Die Datenbank umfasst derzeit über 2.000 Studien, die Effekte wie die Reduktion von Entzündungen, die Modulation von Neurotransmittern oder die Verbesserung von Organfunktionen untersuchen. Mit 120 Einzelpunkten, 400 Punktkombinationen und 600 speziellen Schlagwörtern ist AkuData eine wertvolle Ressource für Ärzte und Forscher, die die wissenschaftlichen Grundlagen der Akupunktur verstehen wollen.
Dr. Thomas Braun, der Begründer von AkuData, betonte auf der WFAS-Konferenz 2011 in São Paulo: „Unser Ziel ist es, die spezifischen Effekte von Akupunkturpunkten im Sinne der westlichen Medizin zusammenzufassen und zu veröffentlichen.“ Seitdem hat die Datenbank über 1,84 Millionen Besuche verzeichnet, davon 906.000 erfolgreiche Suchanfragen, und rangiert bei der Suche nach „Akupunktur Datenbank“ auf Platz 1 in der Suchmaschine Bing, was ihre wachsende Präsenz unterstreicht.
Warum Tiermodelle? Die Grenzen menschlicher Studien
Ein zentraler Grund, warum AkuData sich auf Tiermodelle konzentriert, liegt in den Einschränkungen menschlicher Studien. Während klinische Studien am Menschen essenziell sind, um die Wirksamkeit von Akupunktur bei Patienten zu bewerten, sind sie für die Untersuchung tieferliegender physiologischer Mechanismen oft ungeeignet. Besonders nach kritischen Ereignissen wie Reanimation, Schlaganfall, Herzinfarkt oder Vergiftung ist es aus ethischen und praktischen Gründen nicht möglich, das Gehirn oder andere Organe zu untersuchen, um die Auswirkungen von Akupunktur zu analysieren. Tiermodelle bieten hier eine Lösung: Sie ermöglichen es, Gewebe zu entnehmen, biochemische Marker zu messen und physiologische Reaktionen direkt zu beobachten.
Beispiele aus der Forschung
Die Datenbank enthält zahlreiche solcher Studien, die die punktenspezifischen Effekte verdeutlichen. Ein hypothetisches Beispiel könnte sein: Eine Studie zeigt, dass die Stimulation von PC6 (Neiguan, ein Punkt am Unterarm) in Tieren das kardiovaskuläre System positiv beeinflusst, während LI4 (Hegu, ein Punkt an der hand) eher auf das zentrale Nervensystem wirkt, etwa durch die Erhöhung von Endorphin-Leveln. Solche Befunde untermauern die traditionelle Vorstellung, dass die Wahl des Akupunkturpunktes entscheidend für die Therapie ist, und widersprechen der westlichen Skepsis, dass „es egal ist, wo man hinsticht“.
Zugänglichkeit und Impact
AkuData überwindet nicht nur die wissenschaftliche Skepsis, sondern auch sprachliche Barrieren. Viele hochrangige Studien sind in Englisch veröffentlicht, was für deutschsprachige Ärzte eine Hürde darstellen kann. AkuData übersetzt diese Forschung und macht sie durch eine benutzerfreundliche Schnittstelle zugänglich, mit Suchfunktionen, die es ermöglichen, nach Themen, Punkten oder physiologischen Effekten zu suchen. Seit 2012 wurden sechs gedruckte Bücher dazu veröffentlicht und ein siebtes ist für 2025 geplant („Akupunktur neu gedacht“), was die langfristige Verfügbarkeit sichert. Präsentationen auf internationalen Kongressen, wie in São Paulo (2011), Peking (2017) und Bangkok (2023), haben die Datenbank weiter bekannt gemacht.
Herausforderungen und Ausblick
Trotz der Fortschritte bleibt die Herausforderung, die Evidenz weiter zu stärken. Manche Studien am Tiermodell erfüllen nicht die allerhöchsten Standards der Humanmedizin, wie doppelt verblindete, randomisierte Studien, was die Aussagekraft manchmal einschränkt. Dennoch ist AkuData ein wichtiger Schritt, um die wissenschaftliche Grundlage von Akupunktur zu festigen und die westliche Skepsis zu überwinden. Dr. Braun betont: „Wissenschaft ist ein steter Tropfen, der den Stein höhlt. Nur durch gute Forschung und breite Kommunikation können wir die Medizin weiterentwickeln.“
Insgesamt zeigt AkuData, dass die alte Kunst der Akupunktur durch moderne Wissenschaft gestützt werden kann, und bietet einen Weg, um die spezifischen Wirkungen von Nadeln an unterschiedlichen Körperstellen zu beweisen – ein Konzept, das im Westen lange als unglaublich galt, aber durch Forschung immer plausibler wird.
Veröffentlicht von:
Dr. Thomas Braun, Praxisklinik
Böhmerstr. 21
92444 Rötz
Deutschland
Homepage: https://www.medizin-1.de
Ansprechpartner(in): Thomas Dr. Braun
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