1912 fand Wilfrid Voynich das später nach ihm benannte reich bebilderte Manuskript. Die Beinecke Rare Book and Manuscript Library (BRBL) der Yale University in New Haven (Connecticut) verwahrt das Buch unter der Katalognummer MS 408.
111 Jahre nach der Auffindung des Buches ist es an der Zeit, die Illustrationen endlich als Informationsträger zu begreifen, sodass die Bilder gelesen werden können, wie man die Bebilderung in Kirchen lesen kann, wenn man die biblischen Geschichten kennt.
Erstaunlicherweise bietet der Autor des Buches lesbare Bilder an, zuallererst auf der sogenannten "Rosettenseite" Kosmologische Sektion
Ein Kosmos voller Symbole
Schon auf den ersten Blick kann auch der unbedarfte Laie eine Buchstabenspirale, das universelle Symbol der Schöpfung erkennen.
Auffallend auch die üppige und allgegenwärtige Zahlenverschlüsselung. Die Zahlen- und Buchstabenmystik gehört zum Kern der Kabbala. Beispielhaft ist die Zahl 37 zu nennen. Auf der Rosettenseite ist sie in einer auffälligen Anordnung aus 37 "Halbmonden" verborgen. Der Zahl 37 kommt eine herausragende Bedeutung in der Zahlenmystik zu, auch bekannt als das verborgene Konstruktionsgeheimnis des Stephansdoms,Zahlengeheimnis des Stephansdoms
Der Voynich-Code 12×6=72
Eine auffallende Röhrenkonstruktion im Zentrum des Blattes angelegt, kann leicht als mathematische Formel 12×6=72 gelesen werden , deren Sinn sich zunächst nicht erschließt. Bemüht man das Internet, findet man allenfalls, 12 Spieße für 12×6 (72) Hähnchen, Honig im Glas mit traditionellem Aussehen, verpackt pro 6 Stück (maximal 12×6 = 72 Stück pro Karton auch einen junction block 12×6 (72) blade terminal connectionen, oder Kamasutra Long Last Extended Pleasure Series, 12X6=72 (Concealed/Confidential Packaging) Condom (Set of 6, 72 Sheets).
Athanasius Kircher, der letzten Universalgelehrte, weist den Weg in die geheime Welt des Buches, die Voynich-Kabbala
Sobald man das umfängliche Werk des letzten Besitzers des Voynich-Manuskriptes Athanasius Kircher bemüht, wird der Forschende mit und ohne akademischen Rang sofort fündig. Im Oedipus Aegyptiacus T.2,1 (Ed.1652-1654), Hachette Livre,S.273 erklärt Kircher den Zusammenhang der Zahlen 6,12 und 72.
Kircher verweist auf 12 mächtige Gouverneure und 6 Potenzen. Das Produkt hieraus ist 72, der große Gottesname, bestehend aus 72 Buchstaben. Als seine Quellen nennt er das Buch Bahir und den Sohar, zwei der wichtigsten Schriften der Kabbala.
Wer sich nicht durch das Latein eines Athanasius Kircher quälen will, der findet dank der 1923 veröffentlichter Promotion von Gershom Scholem (dem Wiederentdecker der Kabbala) das Geheimnis um den Inhalt, Sinn und Zweck des Manuskriptes beantwortet.
Der König ist zurückgekehrt, Gott hat seine Herrschaft in der Welt angetreten. Das himmlische Jerusalem ist herabgestiegen. Die immerwährende Regentschaft wird den 72 Nationen verkündet.
(Gershom Scholem, Das Buch Bahir.Ein Schriftdenkmal aus der Frühzeit der Kabbala, Aurinia Verlag 2008, S. 64)
Hinter der aufwendigen Geometrie verbirgt sich somit nichts anderes als die gezeichnete Vision der Neuen Welt, das Gelobte Land. Der Lebensbaum der Kabbalisten (Sephirothbaum) ist hier mit einer Vielzahl von Zahlengeheimnissen wie dem Konstruktionsgeheimnis des Stephansdoms verflochten.
Das Jerusalemkreuz
Ordnet man die 8 Kreise der quadratischen Anordnung nach den 4 direkten und indirekten Verbindungen zum Mittelkreis, so bildet sich eindrucksvoll das Jerusalemkreuz ab.
Wirklich geheimnisvoll am Voynich-Manuskript ist die spektakulär visualisierte Welt eines christlichen Kabbalisten. Die christliche Kabbala ist aber noch vergessener, als es für die jüdische Kabbala ohnehin gilt. Wer sich dennoch in das Labyrinth kabbalistischer Überlegungen wagt, kann auf einen guten Buchbestand zurückgreifen.
Wenn aber weder Christuskreuz noch Erzengel gesehen werden, wie ich in meinem Buch "Das Voynich-Manuskript Der verlorene Blick" dargelegt habe und selbst das universelle Bild einer Spirale unbeachtlich ist, wen interessieren dann die vergessenen Zahlen- und Buchstabengeheimnisse der Kabbalisten früherer Jahrhunderte.
Über Jahrzehnte wurde versucht, das Buch in heutige Bewertungsrahmen einzupassen, was konsequenterweise immer wieder ins Nichts führen musste. Es kann nicht gelingen, wenn der Zeitgeist nicht beachtet wird. Die alten Wissenschaften sind auf der Inhaltssuche unverzichtbar und hierfür bestens geeignet. Mögen diese auch noch so lächerlich wirken. Zu ihrer Zeit waren sie es nicht, ggf. Gotteslästerung, aber das ist eine weitere Geschichte.
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