Ein spezieller Gast

Reiste Bram Stokers berühmte Romanfigur durch Haar? Eine Spurensuche

Haar – Lkr. München/ „Als wir uns auf die Spazierfahrt begaben, strahlte die Sonne über München, und in der Luft lag die Fülle frühsommerlicher Heiterkeit“, beginnt eine Kurzgeschichte des irischen Schriftstellers Bram Stoker. Im Gegensatz zu seinem weltberühmten Roman „Dracula“ ist die Erzählung, die unter dem Titel „Draculas Gast“ veröffentlicht wurde, weitaus weniger bekannt.

Der geschichtsinteressierte Gemeinderat aus Haar Dr. Peter Siemsen stieß auf das literarische Werk im Rahmen eines Besuchs der niederschlesischen Stadt Ząbkowice Śląskie (früher: Frankenstein). Im dortigen Stadtmuseum hörte er einen Vortrag über eine Totengräberbande, die zu Beginn des 17. Jahrhunderts ihr Unwesen getrieben haben soll. Ihr wurde zur Last gelegt, durch das Verstreuen von Leichenpulver, das sie aus Pesttoten zubereitete, gezielt zur Verbreitung der tödlichen Seuche beigetragen zu haben. Neben der Vergiftung und anschließenden Beraubung von Stadtbewohnern steigerte sich die Anklage ins Mystische, so dass die nach deren Hinrichtung andauernde Pest als übernatürliches Monster von Frankenstein angesehen wurde. Die Hypothese, dass die grauenhaften Vorgänge in dem Ort Mary Shelley rund 200 Jahre später als Inspiration für ihren gleichnamigen Gruselklassiker gedient haben, war Siemsen bereits aus Erzählungen seiner aus Schlesien stammenden Verwandten bekannt. Die im Kontext der Schauerliteratur des 19. Jahrhunderts im Stadtmuseum Ząbkowice ausgestellten Werke um den Vampirgrafen Dracula führten ihn zu der Frage: Könnte auch Haar eine Rolle bei der Entstehung eines weltbekannten Romans gespielt haben?

„[…] und so ritten wir bis in eine Vorstadt von München“, beschreibt Stoker in „Draculas Gast“ die Flucht des unbekannten, englischen Protagonisten vor den Untoten aus einem Dorf im Münchner Umland. Auch wenn Haar (ebenso wie die Hauptfigur Jonathan Harker) in der Kurzgeschichte keine explizite Erwähnung findet, liegt laut Siemsen der Verdacht nahe, dass Stoker die Route entlang der Wasserburger Straße gemeint haben könnte. Das Vampirdorf, das der Protagonist in der Erzählung besuchte, lag vermutlich östlich von München. Die Begegnung mit der Vampirgräfin Dolingen von Graz sowie dem Grafen Dracula in Wolfsgestalt in der Walpurgisnacht 1893 fand gemäß der Literaturvorlage in einsamem bewaldeten Gebiet statt, was laut Siemsen für einen Ort außerhalb von Berg am Laim oder Trudering spricht. „Ob Stokers Kurzgeschichte der Auftakt zum weltberühmten Dracula-Roman war und Jonathan Harker darin tatsächlich durch Haar reiste, bleibt ebenso ungeklärt wie die Rolle von Ząbkowice Śląskie für die Entstehung von Mary Shelleys Frankenstein“, lautet das Fazit des Haarer Gemeinderats. Die vor 130 Jahren spielende Erzählung zeige allerdings, dass die Gemeinde vor den Toren Münchens einige, nicht nur für Durchreisende interessante Geschichten bereithält, so Siemsen.

 

Bildbeschreibung: Erläuterungen zu den Miniaturbildern

Foto oben links: Schloss Bran (ehem. Törzburg) in Rumänien. Die Anlage wird heute als Dracula-Schloss touristisch vermarktet.

Foto unten links: Der schiefe Turm von Ząbkowice Śląskie (ehem. Frankenstein). Die Totengräberbande, die im 17. Jahrhundert in der Stadt ihr Unwesen trieb, bescherte ihr später den Ruf, als Inspiration für Mary Shelleys gleichnamigen Roman gedient zu haben.

Foto oben rechts: Der Gasthof zur Post mit dem Bürgerhaus prägt heute den Ortskern der Gemeinde Haar. Die dahinterliegende Salzgasse führt direkt zur Landstraße B304, die über viele Jahrhunderte eine wichtige Verkehrsader für den Salztransport darstellte.

Foto unten rechts: Bram Stokers Kurzgeschichte „Draculas Gast“ wurde erst posthum durch seine Witwe veröffentlicht. Vermutungen, dass es sich hierbei um den ursprünglichen Prolog des berühmten Dracula-Romans handelte, konnten bis heute nicht abschließend belegt werden. Allerdings reiste die aus England stammende Hauptfigur ebenso wie Jonathan Harker zu Dracula und durchquerte dabei den Münchner Osten.

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