Das Märchen vom Spitzensteuersatz

Und täglich grüßt das Murmeltier könnte man meinen, wenn wieder einmal der Staat schlecht gewirtschaftet hat und der Ruf nach der Solidarität der breiten Schultern im Land ertönt. Diejenigen, denen es im Lande besser geht, die von diesem Land so sehr profitieren, könnten jetzt wieder etwas zurückgeben und darum wäre es an der Zeit endlich den Spitzensteuersatz zu erhöhen. Ein schneller Applaus ist hier dem Redner in jedem Talkshowformat sicher. Und um die Plausibilität noch weiter zu unterstreichen, führt man gerne an, dass unter der Kanzlerschaft von Helmut Kohl (CDU) der Spitzensteuersatz ja schon einmal zwischen 53 und 56 Prozent lag.

So schlüssig das auch klingt, so falsch ist es jedoch zu glauben, dass mit dieser Maßnahme die vermögenden in Deutschland zur Kasse gebeten werden. Das Gegenteil ist der Fall. Würde man den Spitzensteuersatz erhöhen, belastet man insbesondere die normalen Arbeiter- und Angestelltenklasse bis hin zum Mittelstand noch einmal deutlich mehr. Klingt komisch, ist aber so. Denn heute zahlen neben den breiten Schultern auch eine Masse von schmalen Schultern den Spitzensteuersatz. Das ist auch mit ein Grund, warum viele fleißige gutverdienende Paare trotz Doppelverdienst kaum noch ein Haus bauen können.

Das kommt daher, weil man in der Vergangenheit mit der Verringerung des Spitzensteuersatzes unter der Kanzlerschaft von Gerhard Schröder (SPD) ebenfalls stetig die Einkommenshöhe verringert hat, bei der dieser Spitzensteuersatz beginnt. Damit wollte man erreichen, dass die Masse derer, die dann einen geringeren Spitzsteuersatz zahlt größer wird. Man dachte, wenn man den Spitzensteuersatz verringert, ist das eine positive Botschaft und dass gleichzeitig das dafür ausschlaggebenden Einkommen gesenkt wurde, da redet man einfach nicht drüber.

Es ist wie bei den Tricks im Einzelhandel. Man macht die Gummibärchen einfach 10 Prozent günstiger und bewirbt dies prominent in den Wochenblättchen. Dass der Packungsinhalt aber um 20 Prozent verringert wurde, darüber wird geschwiegen. Und wenn sie irgendwann zu günstig erscheinen, erhöht man den Preis wieder. Das Thema Packungsinhalt bleibt dabei besser im Hintergrund.

1975 lag der Spitzensteuersatz bei 56 Prozent, höher war er tatsächlich in den letzten 50 Jahren niemals gewesen. Das Einkommen, wo dieser Spitzensteuersatz Eingang findet, lag damals aber bei 130.000 DM Jahreseinkommen also umgerechnet bei 66.468 EUR. Das ist ziemlich genau die Jahreseinkommenshöhe von heute. Der Unterschied liegt jedoch darin, dass der Wert des Geldes heute ein ganz anderer ist als damals. So lag der Preis eines VW Käfer zu dieser Zeit bei etwa 5.000 DM (2.556 Euro). Der Einstieg für einen heutigen VW Käfer liegt bei 20.000 Euro, demnach fast 8-mal höher. So entsprach das zu versteuernde Jahreseinkommen, das damals für den Spitzensteuersatzzahlenden sage und schreibe dem Wert von 50 VW Käfer. Da kann man schon glauben, dass dieses Einkommen bereits ein Spitzeneinkommen war und man hier auch mit Fug und Recht den Spitzensteuersatz beginnen lassen darf. Das Jahreseinkommen, bei dem heutzutage der Spitzensteuersatz beginnt, lag 2023 bei 62.809 Euro und liegt 2024 bei 66.760 Euro. Von diesem Bruttowert lassen sich aber gerade einmal nur drei VW Beetle (Käfer) in der Standardversion erwerben und so ist leicht zu erkennen, dass es gar nicht darauf ankommt, bei welchem Prozentsatz der Spitzensteuersatz liegt, sondern wer ihn zahlt. Der heutige Einstieg liegt bereits bei mittleren Einkommen und zieht damit die niedrigen Einkommen ebenfalls in höhere Steuerabgabenklassen. Würde man das Jahreseinkommen von 1975 mit einer durchschnittlichen Inflation hochrechnen, könnte man heute ein Einkommen jenseits von 250.000 Euro für den Spitzensteuersatz vorsehen. So wäre auch eine Reichensteuer, die mit wachsender Ungerechtigkeit extra im Steuersystem eingeführt wurde obsolet und man könnte sie getrost abschaffen, wenn man dafür einen ausreichend hohen Spitzensteuersatz, beispielsweise von 50 Prozent wählt.

Bemerkenswert ist hierbei, dass bei einem solch hohen Spitzensteuersatz von 50 Prozent also 8 Prozent höher als heute, der dann bei einem Jahreseinkommen von 250.000 Euro anfällt, so ziemlich die gesamte Angestellten- und Arbeiterschaft in Deutschland weniger Steuern zahlen würde und nur diejenigen, die wirklich ein Spitzeneinkommen haben etwas mehr zahlen als heute. Der Steuerzahlende, der heute mit knapp 67.000 Euro den Spitzensteuersatz von 42 Prozent kennenlernt, läge dann bei gerade mal 32 Prozent Eingangssteuersatz und das, obwohl der Spitzensteuersatz auf 50 Prozent angehoben wurde. Und diejenigen, die dann den Spitzensteuersatz zahlen, die können es auch, weil sie wirklich breite Schultern haben.

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